# 59. Designer – Are you intelligent?
Warum brauchen Designer natürliche Intelligenz, um die gewaltige Marktbereinigung durch »KI« zu überstehen?
Die sogenannte »Künstliche Intelligenz« wirkt wie eine Flut, die viele schöpferische Handwerksleistungen untergehen lässt, da die handwerklichen Kompetenzen rasant an Relevanz verlieren. Mit dem Boom der »KI« drängen hyperrealistische Audios, Bilder und Videos auf den Markt, die, mit wenigen Klicks, Laien (nichtberufliche Designer) entwerfen werden können. Je nach Sichtweise sind es »synthetische Medien« oder »Deepfakes«. Damit verändert die »KI« in atemberaubender Geschwindigkeit – disruptiv – die Designwirtschaft.
Erfolg in / mit der Gestaltung wird in Zukunft weniger vom handwerklichen Können abhängen, sondern vielmehr davon, eine kreative Idee zu haben und diese – vor allem – präzise beschreiben zu können. Natürlich werden weiterhin kreative Designer gebraucht, allerdings müssen die eben mit »KI« arbeiten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Routinearbeiten (wie zum Beispiel: Beschreibungsvideos, Broschüren, Werbegrafiken oder Zeichenbilder) werden in Zukunft wahrscheinlich vollständig »KI«-gestützt erzeugt.
Ein weiteres Problem beschreibt Berit Glanz im Kursbuch 220 (Dezember 2024): »In Zukunft werden viele Dinge auf der Basis von Daten automatisiert werden, die bis 2020 generiert wurden. Das bedeutet, dass wir im Grunde unsere Gegenwart für die Zukunft festzementieren. [… Dies ist gut an] Sprachmodellen [erkennbar], die alle mit Datensätzen trainiert worden sind, die in den letzten Jahrzehnten zusammengestellt wurden. Diese […] sind die einzigen, die noch in dem Sinne ›sauber‹ sind, dass sie keine synthetischen, also von KI generierten Daten enthalten. […] Modelle werden schlechter, wenn sie mit synthetischen Daten trainiert werden. Wenn nun aber in Zukunft Modelle auf Grundlage dieser alten Daten in unserer Gesellschaft an vielen Stellen für Entscheidungsprozesse eingesetzt werden, heiß das, dass wir hier mit Informationen operieren, die dem Durchschnitt eines sehr begrenzten Zeitraums entsprechen […].«
Designer werden ihre natürliche Intelligenz nutzen müssen, um die »künstliche Intelligenz« beherrschen zu können!
Die hier angerissenen Probleme der Disruption und synthetischen Daten stehen im Kontext zu den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der »KI«-Werkzeuge. Die Reaktionen darauf bewegen sich daher zwischen anfänglicher Euphorie und berechtigten Zukunftsängsten. Wie können / sollten Designer mit diesen Gegensätzen umgehen und was brauchen sie, um sich den Risiken der »KI« zu stellen und die möglichen Chancen zu nutzen?
Die Automatisierung von Routinearbeiten zerstört einerseits die Möglichkeit mit entsprechenden Dienstleistungen Honorare / Einkommen zu generieren, bietet aber andererseits eine enorme Zeit- und Kosteneffizienz für die eigene Entwurfsarbeit.
Laien (nichtberufliche Designer), die mit »KI« selbst entwerfen, brauchen zur (Be-)Wertung der Outputs allerdings fachliche Gestaltungskompetenzen, die sie selbst nicht haben. Hier bietet sich für berufliche Designer die Möglichkeit, beratend behilflich zu sein.
Die größte Herausforderung für (berufliche) Designer liegt in der kritischen Überprüfung der durch »KI« erzeugten Entwürfe, in Hinblick auf Quellen und Wahrheit – was durch synthetische Daten immer schwieriger werden wird. Hier ist, neben der designrelevanten Fachkompetenz und Erfahrung, insbesondere die natürliche Intelligenz gefragt. Letztere ist der Schlüssel zur (Be-)Wertung der »KI«-Outputs und zu den persönlichen Beziehungen zwischen Designern und Auftraggebern. Das setzt ein Selbstverständnis der Designer voraus: mehr als »Dirigenten« der »KI« und als Berater / Manager – und weniger als Handwerker.
Ich denke, dass für (berufliche) Designer das Handwerk immer mehr zum Denkwerk mutiert und ihre natürliche Intelligenz die künstliche führen und lenken muss. »Think and decide naturally!«
jk 12. Juni 2025
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