# 32. Bewertungsansätze

Was sind identitätsbasierte Bewertungsansätze und wie sind diese für designrelevante Leistungen zu differenzieren?

Ausgehend von den allgemeinen Grundsätzen für das »Werten und Bewerten (# 31.)« und den darauf aufbauenden designrelevanten Bewertungsansätzen, sind für diese verschiedene qualitative Wertungen und quantitative Bewertungen sinnfällig. Identitätsbasierte Ansätze schließen Wertungen und Bewertungen immer ein, da nur auf diese Weise professionelle Bewertungsansätze – und daraus abgeleitete Kennzahlen – generiert werden können.

Ausgangspunkte sind in der Wertung die Klassifikationen der Designwirtschaft sowie die indirekten Effekte der designrelevanten Berufe. Beide – Designwirtschaft und designrelevante Berufe – sind die Voraussetzung für die designrelevanten Prozessleistungen: Mentefakte, Soziofakte und Artefakte (beschrieben in meinem Essay »Design Functions«).

Für die Designwirtschaft sind das: im Kern das Industrie-, Produkt- und Modedesign, Grafik- und Kommunikationsdesign sowie Interior Design und Raumgestaltung; zugeordnet die Büros für Innenarchitektur und die Werbegestaltung (anteilig 50 %); ergänzt die Herstellung von Schmuck und die Selbstständigen Fotografen; erweitert das Service-Design (Gestaltung von Dienstleistungen) und Sozio-Design (Beratung, Planung, Management, Strategie etc.) – letztere werden über die offizielle Branchen-Klassifikation zur Zeit nicht erfasst.

Nur aus der Statistik der designrelevanten Berufe (in der Designwirtschaft und außerhalb in allen Branchen und Institutionen) können die im Kern erfassten und die erweiterten Disziplinen analysiert und differenziert werden. In der Arbeitsmarkt-Statistik sind über 300 designrelevante Berufe aufgeführt, die in der Studie »Designwirtschaft BW 2018« auf 90 verdichtet und neben dem Kern auch den erweiterten Disziplinen zugeordnet wurden.

Zur Definition von Bewertungsansätzen ist die Analyse der Wertschöpfung innerhalb von Entwicklungsprozessen notwendig!

Was alle designrelevanten Berufe, sowie alle Institutionen und Unternehmen die Designleistungen nutzen, gemeinsam haben, ist der professionelle Ablauf von Entwicklungsprozessen und der daraus abzuleitenden Wertschöpfung.

Ablauf und Inhalte von Entwicklungsprozessen sind in drei Phasen zu unterscheiden: Analyse der Frage / des Problems und erste Ideen sammeln (1. Prozess); diese dann strukturieren und in ein Konzept überführen, daraus Strategien abgeleitet und Maßnahmen bestimmen (2. Projekt); letzteres gestalten und produzieren – Güter, Medien und Dienstleistungen welcher Art auch immer (3. Produkt). Für die drei Phasen sind adäquate Leistungen erforderlich: Beratung, Planung und Ausführung. Diese werden in der ersten Phase hoch, in der zweiten Phase mittel und in der dritten Phase niedrig bewertet. Die Leistungs-Wertschöpfung nimmt also in der Regel im Laufe des Prozesses ab.

Die Entwicklung der designrelevanten Leistungen hat sich in den letzten Jahren sehr verändert: Beratungsleistungen wachsen sehr stark, Planungsleistungen ebenso, Ausführungsleistungen hingegen stagnieren und schrumpfen sogar. Dies ist die Folge des zunehmenden Bedarfs an Beratung und Planung, sowie der Automatisierung von Gestaltungsprozessen in der Ausführung. Im Gegensatz zur strategischen Beratung und operativen Planung steht die handwerkliche Ausführung unter einem deutlich stärkeren (internationalen) Wettbewerbsdruck und ist von der digitalen Transformation unmittelbar betroffen.

Die Bewertung von Entwicklungsprozessen und deren Wertschöpfung ist in meinem Essay »Design Functions« in Matrizes beschrieben und in einen Kontext zu Leadership, Management und Profession gestellt.

Ich werte dies als Grundlagen für noch »Mehr Bewertungsansätze«.

jk 26. Oktober 2022

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