# 29. Freiheit

Wie werden wir in Zukunft arbeiten und welche Freiheit kann daraus resultieren?

Mit dieser Frage setzt sich der populäre Philosoph Richard David Precht auseinander – in seinem neusten Buch »Freiheit für alle – Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten«, 2022. Er stellt einleitend fest, dass »kein Faktor […] unsere Vorstellung von dem, was Arbeit ist, so sehr [verändert], wie technisch-ökonomische Revolutionen«. Und: »Es gibt viel Grund zu vermuten, dass die digitale Revolution eine soziale Revolution enthält, größer als alles, was die Menschen in der Bundesrepublik bislang erlebt haben.« Er spricht hier auch von einem »Sprung von der Arbeitsgesellschaft zu einer […] Sinngesellschaft«.

In Folge des zunehmenden Einsatzes digitaler Technologien, wie »Robotic Process Automation«, »Data Analytics« und »KI« werden viele Stellen überflüssig. »An die Stelle vieler Beschäftigten mit Routinetätigkeiten treten deutlich weniger Jobs, allerdings mit höherem Anspruch als Supervisor, Problemlöser und Entscheider.« So Richard David Precht und er führt weiter aus: »Immer anspruchsvollere Berufsprofile produzieren somit auch immer mehr Verlierer, die den neuen technischen Anforderungen nicht standhalten.« Er verweist unter anderem auch auf eine Studie des Economic Research Department der ING-DiBa aus 2015, die feststellt, dass Deutschland hoch industrialisiert ist und die mutmaßlichen Jobverluste aus der Automatisierung groß sein werden. »Die Studie ›The future of work after COVID-19‹ des McKinsey Global Institut aus […] 2021 sieht die Tendenz zur Automatisierung bestärkt. Nur komme sie, beflügelt durch die Pandemie, noch viel schneller. Bis 2030 müssten sich 10,5 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland – […] etwa jeder Vierte – auf massive Veränderungen gefasst machen.« Drei Faktoren nennt die Studie: »die rasante Ausbreitung des E-Commerce auf Kosten des stationären Handels […], die nun immer schneller voranschreitende Automatisierung der Produktion [… und] eine Verschiebung, die das hochindustrialisierte Deutschland stärker träfe als alle anderen untersuchten Länder.«

Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird für anspruchsvolle Dienstleistungs- und Empathie-Berufe steigende Chancen bieten!

Nicht in allen Bereichen wird die Automatisierung hoch sein. Dies gilt insbesondere für die »Spitzeninformatik, […] dem quartären Sektor der hoch anspruchsvollen Dienstleistungsberufe, im Handwerk und vor allem im mit Abstand größten Bereich: den sogenannten Empathie-Berufen«. So Richard David Precht.

Zu den anspruchsvollen Dienstleistungsberufe und den Empathie-Berufen kann man die designrelevanten zählen. Dort allerdings überwiegend diejenigen, deren Dienstleistungen Beratung (gedankliche Gestaltung – Mentefakte – strategisches Leadership) und Planung (Gestaltung von sozialen Beziehungen – Soziofakte – operatives Management) umfassen. Beratungs- und Planungsleistungen im Design zähle ohnehin schon seit Langem zu den stark wachsenden, auch weil sie in der Wertschöpfung deutlich höher geschätzt werden als dingliche Gestaltung (Artefakte).

Designrelevante Leistungen – die Beratung und Planung grundlegend umfassen – lassen sich nicht automatisieren, da sie auf direkte individuelle Beziehungen aufbauen und persönliches Vertrauen voraussetzen. Je mehr die technische Automatisierung zunimmt, umso mehr werden Leistungen nachgefragt, die emphatische und an Kontexten orientierte Kompetenzen mitbringen. Damit geht auch eine zunehmende Freiheit in der Entwicklung von designrelevanten Dienstleistungen einher. Wobei die Freiheit darin besteht, zwischen abhängigen und selbstständigen Leistungen wählen zu können. Insbesondere die selbstständigen Leistungen werden deutlich zunehmen, da Beratungsleistungen eine selbständige (und damit unabhängige) Position voraussetzen.

Ich bin sicher, dass mehr Freiheit den Möglichkeitsraum bietet, um »Design-Innovationen« zu fördern, da Innovation eher aus dem Design als aus der Technologie zu erwarten sind.

jk 29. Juli 2022

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