# 42. Gendern & Design

Warum Gendern das Patriarchat als Ideologie perpetuiert?

Geschlechtergerechtigkeit und die Anerkennung geschlechtlicher Diversität sind für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft unabdingbar. Die Befriedigung einer sozialen Konfliktzone, das Engagement gegen Misogynie und Diversitätsphobien sind die Ziele. Das sprachliche Gendern sollte hier eigentlich helfen und erzeugt unglücklicherweise genau das fatale Gegenteil.

Der Schaupieler, Sprecher und Hochschuldozent Stephan Schad hat mit seinem Essay »Männlich, weiblich, menschlich« (Kursbuch 215 »Soziale Konfliktzonen«, September 2023) zur Sprachwissenschaft des Deutschen und dessen historisch und machtorientierten Entwicklung einen wichtigen und erhellenden Beitrag geleistet. Er stellt klar, dass das Maskulinum »maskulin« und nicht »männlich«, das Femininum »feminin« und nicht »weiblich« ist. Eine grammatische Gattung (Genus) ist nicht der Sexus in einem Begriff (wie bei Frau und Mann).

Er führt dann unter anderem weiter aus: »Es gibt im Deutschen keine männlichen Suffixe. […] Geschlechtsbeschreibende Suffixe gibt es nur für ›weibliche‹ Menschen. Das Patriarchat hat diese kreiert, um Frauen als untergeordnet zu markieren. […] Das Suffix ›-in‹ am Ende von neutralen personenbeschreibenden Substantiven diente dazu, Frauen zu verniedlichen und ihren Status, auch mit einer sexuellen Komponente, als Eigentum eines Mannes zu markieren. […] Die weiblichen Suffixe aller europäischen Sprachen entstammen einem präpotent männlichen Blick von oben herab. […] Die patriarchale Übergriffigkeit, sowohl hinsichtlich der misogynen Fehlbezeichnung der grammatikalischen Gattungen als auch der sexistischen Substanz der weiblichen Endungen, wurde bei der Entwicklung des Gendern vollständig ignoriert. […] Das generische Maskulinum war auch im patriarchalen Verständnis nie ›männlich‹ und beschrieb zu allen Zeiten Menschen. Männer hatten lediglich vor langer Zeit die Frechheit besessen, es zunächst in griechischer, später in lateinischer Sprache als ›männlich‹ zu bezeichnen.«

Das Gendern wirkt diskriminierend und irritierend auf das Design!

Ausgehend von dem herabsetzenden und sexistischen Gendern der Frauen in unserer Sprache, sind sinnfällige und integrierende Alternativen zu entwickeln. Das Design ist – insbesondere in der Schrift- und Text-Gestaltung – selbstkritisch, respektvoll, intellektuell genau, wissenschaftlich professionell und konstruktiv zu gestalten.

Hier wäre zunächst die Frage, ob das weibliche Suffix »-in«, wie bei referentiellen (spezifisch-konkreten) Benennungen und bei Doppelnennungen (Designerin und Designer), herabsetzend und sexistisch ist, und damit grundsätzlich vermieden werden sollte. Dies gilt auch für die verkürzten Doppelnennungen (Designer/in oder Designer(in)). Besonders die immer häufiger verwendete Binnenmajuskel (I), der Doppelpunkt (:), der Unterstrich (_) und der Stern (*) sind zu vermeiden, da diese nicht nur im Einklang mit der amtliche Orthografie stehen. Beim (:) kommt dessen Bedeutung als vor einer Aufzählung stehenden Funktion hinzu, beim (*) dessen Hinweis auf eine Fußnote oder in der Linguistik auf eine ungrammatische nicht akzeptable Wortform / Satzkonstruktion. Diese erzeugen, neben einem unästhetischen Schriftbild, vor allem Irritationen und provozieren ein »Pupillenflackern« durch Störung des Leseflusses, insbesondere, wenn sie in dichter Folge in einem Fließtext auftauchen.

Ich sehe mich als Vielleser und Autor in meinem Lesefluss erheblich gestört, da Doppelnennungen Texte unnötig verlängern und die oben genannten Schriftzeichen, wegen ihrer spezifischen Bedeutungen und Funktionen, irritieren. Layouter, Typographen und Texter bitte ich daher: referentielle Benennungen nur einzusetzen, wenn sie wirklich relevante Unterscheidungen (wie bei un/bestimmten Artikeln, persönlicher Anrede) und Zusatzinformationen beinhalten, und auch nur dann, wenn sie nicht sexistisch sind (was historisch und wissenschaftlich gesehen beim Suffix »-in« wirklich immer der Fall ist); sowie die obigen Schriftzeichen nur in ihren eigentlichen Bedeutungen und Funktionen zu verwenden.

jk 18. Oktober 2023

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