# 16. Globalität

Wie leben wir mit den menschlichen Grenzen der Globalität?

Der Philosoph Hajo Eickhoff hat sich in seinem Essay »Globalität« (Herbst 2020) mit Ideen der gesellschaftlichen Transformation auseinandergesetzt. Er beschreibt darin die Zusammenhänge von epidemischen Viren als Teil des Biotops Mensch und den Menschen als Teil des Biotops Erde.

Da Mensch und Erde aufeinander wirken, sind epidemische Infektionserkrankungen in der Ökologie des Lebens verankert. Hajo Eickhoff weist darauf hin, dass schon im Altertum (durch den griechischen Arzt Hippokrates von Kos) »Infektionskrankheiten wie Influenza, Typhus, Lepra und Malaria« beschrieben wurden und diese seitdem »beständige Begleiter der Menschheit« sind. Im Laufe der Zeit kamen dann noch die Pest, Cholera, Pocken und Corona hinzu, die einen jeweils »besonderen Teil des Körpers […] zur Vervielfältigung […] nutzen oder in anderer Weise beeinträchtigen«.

Während einige Bakterien, Mikroben oder Viren nahezu verschwunden sind, machen »Influenza- und Corona-Viren […] Dreiviertel der neuen Erreger aus«, die sich mühelos »zwischen Tier- und Menschenpopulationen« bewegen und außerordentlich schnell mutieren. Durch die von Menschen immer mehr reduzierten natürlichen Räume, »treffen Tiere immer häufiger und intensiver mit Menschen zusammen und begünstigen das Übertragen neuer Viren«.

Da die Menschen meist dicht zusammen in Städten leben (mit oft kritischen Hygieneverhältnissen) und viele auf der Flucht vor Armut, Krieg, Katastrophen und Verfolgung sind, nimmt die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten zu. Der internationale Personen- und Warenaustausch trägt zur Verbreitung bei, und das binnen weniger Tage weltweit.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass unsere derzeitige sogenannte »Corona-Krise« in Wirklichkeit eine globale System-Krise ist.

Nur die Erweiterung des Globalen durch das Regionale und die Dezentralisierung hat Zukunft für die Menschen!

Um zukunftsfähig zu werden, brauchen wir physische und psychische Abwehrkräfte, weil diese ein starkes Immunsystem (Resilienz) bewirken. Das heißt, sich auch von Zeit zu Zeit in eine freiwillige Quarantäne zu begeben – um sich »einen Denk-, Fühl- und Handlungsbezirk« zu geben, in dem man »achtsam« ist und »respektvoll miteinander« umgeht – und so dem »Leben Sinn, Wichtigkeit und Zukunft« gibt (# 09. Möglichkeitsräume).

Hajo Eickhoff beschreibt sein persönliches Zukunftsparadox als: »Zukunft Realität werden lassen, bevor sie eintritt. Nicht passiv warten, sondern praktisch realisieren im Moment.« Und er führt weiter aus, dass die »Corona-Krise« die Schwächen unserer modernen Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft offenbart und zukünftige Handlungsmöglichkeiten vorweggenommen hat: politische Entscheidungen, wachsende Solidarität, unternehmerisches Umdenken in ökologischen Konzepten, ernst genommene Gesundheits- und Vorsorgesysteme und die Disposition globaler Kommunikations-, Transport- und Verkehrsstrukturen. Mehr regional und dezentral!

Nun, nicht alle bisherigen Handlungen führen in die richtige Zukunft und manchmal sind sie auch unzureichend oder gar falsch. Der Wunsch nach »Normalität« (# 01.) und das immer öfter geforderte Ziel »nach Corona« sind die falschen Ansätze. Es gibt weder eine »Normalität« noch wird es eine Zeit »nach Corona« geben, denn Viren wie diese sind Teil unseres natürlichen Biotops und vermehren sich durch immer neue und häufigere Mutationen munter weiter.

Ich sehe einer Zukunft entgegen, in der wir uns unserer menschlichen Grenzen bewusst werden und nicht maßlos konsumieren, verkehren, verfügbar sind und materiellem Reichtum hinterherjagen. Um uns eine solche Zukunft zu ermöglichen, müssen wir uns auch mit den »Globalisten« und dem Neoliberalismus auseinandersetzen.

jk 19. Februar 2021

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