# 52. Design Value Indolence

Warum erschwert Trägheit (Indolence) die professionelle Transformation von Design Value Indicators?

Der Soziologe Armin Nassehi hat in seinem neuen Buch »Kritik der großen Geste – Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken« (2024) die Trägheit der Fähigkeit zur Transformation der Gesellschaft (im Allgemeinen) und den komplexen / verschiedenen Bereichen (wie der Politik und Wirtschaft) analysiert. Darin stellt er unter Anderem fest, dass »Trägheit« als Beschreibung zur Transformation nicht vorkommt, da es als Defizit oder Beleidigung gewertet wird. »Trägheit ist keine Charakter-, sondern eine Strukturfrage – und eine Systemfrage. Systeme sind in ihrem Verhältnis zu ihrer Umwelt stets träger als die Umwelt.« Das gelte für biologische, psychische, kulturelle und soziale Systeme – als »abstrakte theoretische Ansätze, […] sie basieren auf inter- und transdisziplinären systemtheoretischen Annahmen und empirischen Beobachtungen von Ordnungsgebilden und Selbststabilisierung. […] die Metapher der Trägheit bezieht sich schon auf die Newtonsche Physik, in der Trägheit übrigens keineswegs Bewegungslosigkeit heißt.«

Er führt dann unter anderem weiter aus: »Transformation müsste hier als ›reflexive‹ Form verwendet werden – die Gesellschaft transformiert sich nach diesem Verständnis selbst, sie wird nicht transformiert in dem Sinne, dass da ein Transformationsakteur auszumachen sei, der die Gesellschaft wie ein Objekt transformiert.« – Und schließt mit dem »Capability- oder Befähigungsansatz […] wie er von so unterschiedlichen Denkern wie Amartya Sen und Martha Nussbaum vorgelegt worden ist.« Der Ansatz geht von den persönlichen, strukturellen, sozialen, materiellen und ökonomischen Bedingungen, sowie den existenziellen, körper- und lebensbezogenen Grundbefähigungen der Menschen aus.

Dies beschreibt die systemischen Grundvoraussetzungen für eine wahlmögliche Transformation von »Design Value Indicators«.

Trägheit (Indolence) kann wahlmöglich zur Transformation von Design Value Indicators genutzt werden!

Aus systemischer Perspektive ist Trägheit also ein Wesensmerkmal der strukturellen Fähigkeit zur Transformation, die nur von den Akteuren in ihren jeweiligen Teilbereichen bewältigt werden kann. Trägheit in der Transformation wirkt ungleich bei Designern und Managern.

Designer tun sich überwiegend schwer mit der professionellen Anwendung aller »Design Value Indicators« (siehe »# 50.«) – aus einer oft eher künstlerischen Positionierung und Betonung der eigenen Performance. Die funktionale und ökonomische Transformation kommt schon in der (Design-Hochschul-)Ausbildung zu kurz, was auch am eher geringe Interesse am Design Management liegt.

Manager haben oft eine eingeschränkte Fähigkeit in der Anwendung aller »Design Value Indicators« (siehe »# 50.«) – aufgrund einer häufig einseitige Definition ökonomischer Bewertungsansätze. Die funktionale und ökonomische Transformation im Design Management kommt in der (Wirtschafts-Hochschul-)Ausbildung zu kurz, was auch an der abwertenden Sicht auf das Design (als schöne Artefakte) liegt.

Beide – Designer und Manager – haben viel zu wenig gelernt, ihren »Design Value Intuitions« (siehe »# 51.«) zu vertrauen, da diese eine professionelle Einstellung gegenüber allen »Design Value Indicators« und das Bewusstsein über die systemische Trägheit voraussetzt. Diese kann nur durch persönliche Initiative ›überwunden‹ werden und wenn dem allgemein eher geringem Wissen über sinnfällige »Design Value Indicators« die wahlmögliche Selbstbefähigung entgegengesetzt wird – indem man sich die Indikatoren schrittweise erarbeitet und für das eigene und kooperative Design Management nutzt.

Ich berate, coache und lehre in der Überwindung der systemischen Trägheit für die Transformation von »Design Value Indicators« – mittels meiner »Leistungsangebote. Check it out!«

jk 23. Oktober 2024

Diese Kolumne steht hier als PDF auch zum downloaden zur Verfügung: