# 58. Designer – What are you doing?
Warum glauben Designer, dass sie die kulturelle, ökologische, soziale und transformative Relevanz von Design steigern?
Dass Designer glauben – zur Relevanz von Design beizutragen – ist berechtigt. Das ist also nicht die Frage. Es geht vielmehr darum, wie sie die Relevanz von Design konkret steigern und wie groß ihr Anteil daran ist – im Vergleich zu anderen Berufen und Akteuren.
Da ist zunächst die professionelle (berufliche / akademische) Kompetenz im Handwerk Design (für Architektur, Produkte und Kommunikation). Diese klassischen Disziplinen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle in der Relevanz von Design.
Differenzierter wird es, wenn Kompetenzen in den relativ neuen Disziplinen für Service Design und Sozio-Design (Beratung & Management) gefordert werden. Im Unterschied zu den klassischen Disziplinen – die eher indirekt auf kulturelle, ökologische, soziale und transformative Entwicklungen wirken – ist die Relevanz von Services und vor allem Management in der Wirkung direkt und wesentlich höher zu (be)werten.
Design Management liefert die Voraussetzungen für die – kulturelle, ökologische, soziale und transformative – Wirkung von Design. Im Vergleich zu den klassischen Disziplinen ist dies im Ergebnis (als Artefakte) für Außenstehende allerdings kaum sichtbar. Das Management wirkt direkt auf die gedankliche Gestaltung (Mentefakte) und auf die Gestaltung sozialer Beziehungen (Soziofakte), die beide die Grundlagen der dinglichen Gestaltung (Artefakte) sind. Das Management ist also der entscheidende Faktor für die – kulturelle, ökologische, soziale und transformative – Relevanz von Design.
Es ist daher eine große Herausforderung für Designer und ihren Glauben, sich bewusst zu machen, dass der entscheidenden Faktor das Management (und die Politik) ist, weil im Management von Unternehmen (und in der Politik) eher selten Designer führend sind.
Das Management und die Politik steigern die kulturelle, ökologische, soziale und transformative Relevanz von Design!
Das angespannte Verhältnis vieler Designer zum Management, ist in »# 34. Design Management« und »# 44. Design Management sucks« bereits beschrieben. Auch »# 57. Designer – Are you ready?« hinterfragt den wirklichen und möglichen Standpunkt der Designer.
Es ist das Management und die Politik, die die Relevanz von Design entscheidend bestimmt, weil dort nicht nur die Voraussetzungen geschaffen werden, sondern auch die wesentlich ökonomische und politische Macht darüber ausgeübt wird. Im Vergleich zum Management und der Politik erscheinen Designer machtlos, weil es ihnen – scheinbar – an vergleichbar ökonomischen und politischen Fähigkeiten und Möglichkeiten mangelt.
Die »Machtlosigkeit« der Designer ist aber kein Naturgesetz, sondern die Folge einer kritischen Distanz gegenüber dem Management (bis hin zur Ablehnung) und das sich Tarnen hinter einer künstlerischen Performance. Wer sich nicht (mehr) tarnt, das Künstlerische nur als methodisches Handwerk nutzt, sich als Dienstleister versteht und positioniert, hat gute Möglichkeiten seine »Machtlosigkeit« zu überwinden. Denn wer Management – als geeignete Methode der ökonomischen und politischen Durchsetzung – für sich akzeptiert und auch praktiziert, der hat auch Macht und kann Einfluss ausüben.
Nur Designer, die professionelles Management beherrschen und anwenden, können Manager (anderer Berufsdisziplinen) in Unternehmen und Politiker in Institutionen überzeugen. So – und nur so – lässt sich Augenhöhe und Akzeptanz als gleichwertige Verhandlungs- und Kooperationspartner erzeugen.
Ich bin mir absolut sicher, dass Designer für ihre Selbstwirksamkeit ein Macht-Bewusstsein entwickeln und stärken müssen, damit sie ihre Relevanz am Design weiter steigern können. »Think forcefully!«
jk 14. Mai 2025
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