# 56. Designwirtschaft – Are You going precarious?
Wohin entwickelt sich die Designwirtschaft – kann das institutionelle Monitoring hier Klarheit schaffen?
In der Kolumne »# 54. Designwirtschaft – Where are you going?« ist die unscharfe Entwicklung der Branche von 2011 bis 2021 bereits beschrieben. Dort sticht insbesondere die starke Zunahme bei den Mini-Selbstständigen ins Auge.
Nun ist der neuer Monitoringbericht der Kultur- und Kreativwirtschaft 2024 erschienen. Dieser baut auf Daten der Umsatzsteuer-Statistik aus 2022 auf, die für 2023 geschätzt wurden, sowie auf Daten der Beschäftigungsstatistik aus 2023. Die Erwerbstätigen werden unterschieden nach einem Kern (Selbstständige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) und geringfügig Erwerbstätigen (Mini-Selbstständige und geringfügig Beschäftigte).
Neben der Umsatzentwicklung der Designwirtschaft, auf 23,4 Milliarden Euro in 2023 (plus 2,7 Prozent gegenüber 2022), ist die diverse Entwicklung der Erwerbstätigen besonders markant (insgesamt 299.450 in 2023 – plus 1,9 Prozent gegenüber 2022). Davon entfallen – geschätzt – 57.270 auf Selbstständige & Unternehmen, 102.940 auf Mini-Selbstständige, 94.160 auf SV-Beschäftigte und 45.080 auf geringfügig Beschäftigte.
Die Gesamtzahl aller Selbstständigen & Unternehmen und Mini-Selbstständigen beträgt demnach 160.210 (was bei insgesamt rund 104.760 in 2011, einer Steigerung von circa 53 Prozent innerhalb 12 Jahren entspricht). Die Zunahme bei den Selbstständigen & Unternehmen, von rund 52.430 auf 57.270 um circa 11 Prozent, ist deutlich geringer als bei den Mini-Selbstständigen, von rund 52.320 auf 102.940 um circa 97 Prozent. Bei den Beschäftigten hat sich die Gesamtzahl mit rund 139.240 in 2023 kaum verändert, wobei die SV-Beschäftigen von rund 75.980 auf 94.160 um circa 24 Prozent zugenommen und die geringfügig Beschäftigen von rund 63.970 auf 45.080 um circa 30 Prozent abgenommen haben.
Ein wachsender Anteil der Erwerbstätigen in der Designwirtschaft agiert prekär und der Bericht ist hierzu unklar!
Wenn die Schätzungen im Monitoringbericht der Wirklichkeit entsprechen, scheint die Entwicklung bei den »Selbstständigen & Unternehmen« und den »SV-Beschäftigen« positiv, bei den »Mini-Selbstständigen« (mit einem Jahresumsatz von maximal 22.000 Euro / 17.500 Euro vor 2020) negativ. Letztere machen circa 64 Prozent (zweidrittel) aller Selbstständigen & Unternehmen aus. Damit sind insgesamt rund 148.000 Selbstständige & Beschäftigte (fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in der Designwirtschaft) prekär. Mit niedrigen Umsätzen / Beschäftigungen können keine ausreichenden Gewinne / Einkünfte für den Lebensunterhalt erwirtschaftet werden.
Der Monitoringbericht ordnet den gesamten Jahresumsatz (23,4 Milliarden Euro) in 2023 den 57.270 Selbstständigen & Unternehmen (mit durchschnittlich je rund 409.000 Euro) zu, ohne die Mini-Selbstständigen und deren Umsatz zu erwähnen (der durchschnittlich jeweils weit unter 22.000 Euro liegen dürfte). Die Hintergründe und Auswirkungen werden im Bericht nicht erwähnt und analysiert.
Die scheinbar gegensätzliche Entwicklung, der Selbstständigen & Unternehmen einerseits und der Mini-Selbstständigen andererseits, lässt vermuten, dass Professionalität und Qualifikation (in Bezug auf das Design Management) zwischen den beiden deutlich auseinander klaffen. Hinzu kommt, die seit vielen Jahren sich verschärfende Situation im Wettbewerb und das Crowdworking, die die prekäre Entwicklung der Mini-Selbstständigen beschleunigen. In wie weit die sogenannte »Künstliche Intelligenz« (KI) hier in 2023 Anteil hatte, ist unklar, da zum Beispiel ChatGPT durch eine verbesserte Version (Ende 2022) erst im Laufe von 2023 zum Boom allmählich beigetragen hat.
Ich sehe, dass der Monitoringbericht, weder zu den Fragen der prekären Entwicklung, noch zu denen der funktionalen Transformation viel beitragen kann. »Be curious – do it yourself!«
jk 26. März 2025
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