# 63. Design Industries – Unknown?

Was und wer sind die Design Industries, wie sollte eine relevante Studie diese umfassend und im Kontext erforschen?

Das in Deutschland gängige Monitoring der Designwirtschaft konzentriert sich auf die unmittelbar in dieser Branche tätigen Akteure (Selbstständige, Unternehmen, Erwerbstätige). In der Differenzierung zwischen den Teilbereichen der Branche können zurzeit nur die in der offiziellen Wirtschaftsklassifikation (WZ 2008) erfassten quantifiziert werden: Architektur-, Produkt- und Kommunikations-Design. Die in den letzten Dekaden stark wachsenden Bereiche Service- und Sozio-Design sind hier nicht enthalten und können daher auch nicht erfasst werden. Der Bereich Sozio-Design umfasst die Designberatung und das Design Management, in denen Entwurfsarbeiten nicht im Vordergrund stehen und dem entsprechend andere Honorierungs-/Entlohnungssysteme erforderlich sind, ähnlich denen in der Unternehmensberatung.

Um eine qualifizierte Studie über die Designwirtschaft in Deutschland zu erstellen, ist die Erfassung der Bereiche Service- und Sozio-Design zwingend erforderlich. Ansonsten können die digitale, funktionale und ökonomische Transformation der designrelevanten Bereiche, die unterschiedlichen Dienstleistungsformen nicht definiert und die ökonomische Wertschöpfung nicht quantifiziert werden.

In der alleinigen Branchenanalyse verhindert aber die aktuelle Wirtschaftsklassifikation die Erfassung der Bereiche Service- und Sozio-Design – und damit auch die vollständige Analyse der Dienstleistungsstrukturen in der Designwirtschaft (siehe »# 54.« & »# 56.«).

Eine umfassende Studie über die Designwirtschaft muss die Kontexte der Branche mit einbeziehen. Ein sehr wichtiger Kontext ist hier die Arbeitsmarktstatistik, in der unter anderem alle designrelevanten Berufe erfasst sind. Die Studie »Designwirtschaft BW 2018« hat dies erstmalig getan und die über 300 dort erfassten Berufe auf rund 90 verdichtet. Sie ist eine sinnfällige Grundlage für eine neue Studie.

Die Design Industries sind mehr als die Designwirtschaft und mit allen Unternehmen & Institutionen assoziiert!

Ein Aspekt der engen Verbundenheit ist, dass (gemäß der Studie »Designwirtschaft BW 2018«) fast drei viertel aller designrelevanten Berufe nicht in der Designwirtschaft, sondern in anderen Unternehmen & Institutionen erwerbstätig beschäftigt sind.

Ein weiterer Aspekt der engen Verbundenheit ist die Designfähigkeit im Design Management der Unternehmen & Institutionen. Diese sind in den Studien »Wirtschaftliche Relevanz von Design in Bayern 2022« und »Designfähigkeit« der Hochschule Luzern Dep. Wirtschaft in 2023 untersucht worden (siehe »# 33. Mehr Bewertungsansätze«).

Ausgehend von der Verbundenheit zu allen designrelevanten Berufen und zur Designfähigkeit in Unternehmen & Institutionen, sind auch grundlegende Fragestellungen zu den Design Industries in einer alles umfassenden Studie zu untersuchen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Soziodemografie (Berufe, Bildung, Einkommen, Stand, Status)
  • Transformation (Digitales & generative »Künstliche Intelligenz«, Innovation, Methoden, Politik, Potentiale, Strategie)
  • Wirtschaftspolitik (Kennzahlen, Leistungen, Wertschöpfung)

Die methodische Grundlage einer Studie ist die wesentliche Differenzierung zwischen 1. Werten (Evaluation – Qualifizierung) und 2. Bewerten (Valuation – Quantifizierung) – 2. setzt 1. zwingend voraus (siehe »# 31. Werten und Bewerten«). Für die Beauftragung, zur Durchführung und Erstellung einer Studie, sind Institute und Marktforscher vorab zu prüfen, ob diese über die notwendigen Branchenkenntnisse und Methodenkompetenzen verfügen.

Ich bin mir – nach langjähriger Forschung – absolut sicher, dass eine professionelle Studie über die gesamten Design Industries, hilfreiche Erkenntnisse für diese selbst, die Politik und Unternehmen bieten kann. »Research competently and professionelly – only so!«

jk 16. Oktober 2025

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