Unsicherheit
Tägliche Unsicherheit, zunehmend geringere Erfolgsaussichten – betrifft Sie das als Designer/in?
Genau diese Fragen stehen oft im Mittelpunkt meiner Coachings mit Designern. Aber zu wissen, dass Unsicherheit und damit verbundene Ängste ständige, ja sogar lebenswichtige Begleiter sind – besonders in einem beruflich selbstständigen Leben, war und ist für meine Klienten fast immer sehr hilfreich. Zu verstehen, dass man aus bedrohlichen Situationen lernen kann, sie belebend sind und ein integrierter Bestandteil des unternehmerischen Handelns, macht nicht nur das Leben leichter, sondern auch das Unternehmersein.
Aufgrund meiner Erfahrungen sind Zukunftsängste in erster Linie Statusängste. Man mutmaßt, dass das was kommt, Erworbenes gefährdet und man im maßgeblichen Moment nicht richtig entscheidet. Zudem scheint Leistung allein auch keinen Erfolg mehr zu garantieren, auch wenn man ein hochgeschätztes Zertifikat besitzt. Arbeitsmärkte richten sich zwar nach Bildungsabschlüssen, verlangen jedoch, sich einem Auswahlverfahren zu stellen und dem Wettbewerb auszusetzen. Doch gerade nicht zu wissen, worin die Leistung besteht, die über Erfolg entscheidet, verursacht die Zweifel und die Angst.
Als beratender Coach für Designer weiß ich aus unzähligen Gesprächen, dass auch existenzielle Ängste – gerade in kostenintensiven und herausfordernden Zeiten – immer im Raum stehen. In letzter Zeit nehmen sie jedoch auffallend zu, und das nicht nur bei jungen Designern, die gerade den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben, sondern auch bei ihren etablierten und bisher erfolgreichen Branchenkollegen. Hinzu kommen dann noch die Unsicherheiten durch – pseudovermittelte – betriebswirtschaftliche Fähigkeiten, die oft nicht persönlich hinterfragt, also auf die individuelle Relevanz hin überprüft werden. Gerade auf diese kommt es aber in der Praxis an, was sich gut nachvollziehen lässt, wenn man mal mit einer Bank (oder Förderinstitution) über sein Designbusiness gesprochen hat.
Wo liegen die Ursachen?
Beruflich / unternehmerisch zu scheitern, die soziale Anerkennung oder den sozialen Status zu verlieren, ist ein ständiges Risiko und kann jeden treffen – heute mehr denn je. Allzu oft aber sind Ängste, die sich aufgrund eines solchen Szenarios entwickeln, diffus. Schließlich weiß man nicht, wann und ob man überhaupt scheitert, einen Fehler macht oder eine falsche Entscheidung trifft, weil jedes Handeln immer unsichere Konsequenzen in sich birgt. Das ist es, was ich meinen Klienten immer wieder vor Augen führe.
Es sind die dauernden Selbstoptimierungs-Maßnahmen und der ständigen Vergleich mit Anderen, die jeden Einzelnen überfordern. Irgendwann glaubt man tatsächlich, nicht mehr mithalten zu können. Überwichtig wird das, was die anderen von einem denken und was sie denken, was man von ihnen denkt. Warum eigentlich?
Hinzu kommt die Geschwindigkeit der Veränderungen in allen Designbereichen, und das nicht nur durch die Digitalisierung und ihre Folgen. Aus der Verlagerung des geistigen Wettbewerbs auf die ökonomische Ebene resultiert letztlich auch die rückläufige Relevanz aller Design-Werkleistungen und ihre zunehmend geringe Wertschätzung, und das verstärkt die Unsicherheit in der Design-Branche.
Sie tragen die (Auf)Lösung Ihrer Unsicherheiten in sich!
Meine Coaching-Erfahrung zeigt, dass Designer von sich aus eine hohe Motivation haben und ein ausgeprägtes Bedürfnis nach beruflicher Selbstverwirklichung und Bestätigung ihrer Person und Leistung. Nicht ohne Grund, denn die meisten haben durchaus konkurrenzfähige Gestaltungskompetenzen entwickelt und einen ausgeprägten Gestaltungswillen. Dennoch – die Angst davor, nicht anerkannt, nicht bestätigt zu werden, treibt viele in chancenlose Awards, ins ausbeuterische Crowdworking und in nicht honorierte Pitchs. (Diese Probleme habe ich in Essays bereits ausführlich analysiert.)
Der Ursprung liegt meines Erachtens auch in der Design-Ausbildung. Denn hier werden Designer hauptsächlich auf den geistigen / handwerklichen Wettbewerb vorbereitet. Vergessen werden dabei profunde Kenntnisse über gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge, die aber entscheidend sind für den Designer-Beruf, weil nur dieses gesamtgesellschaftliche Verständnis eine breitere berufliche Aufstellung sicherstellt. Curricula orientieren sich einerseits immer mehr am Mainstream und vernachlässigen damit die individuellen Erwartungshaltungen und die kulturspezifischen Erfahrungen der Nutzergruppen. Andererseits führt die Verkürzung der Studienzeiten – aus rein ökonomischen Interessen der jeweiligen Landespolitik – zu zusätzlichen Verwerfungen. Das lässt die Frage zu, ob die beschriebenen Kenntnisse, um an allen Schnittpunkten der Gesellschaft erfolgreich wirken zu können, in der zur Verfügung stehenden Zeit überhaupt vermittelbar sind. Man könnte aufgrund dieser Thesen zu folgendem Schuss kommen: Oft klaffen an unseren Hochschulen riesige Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit – es wird für morgen ausgebildet, aber nicht für die Zukunft.
Diese Situation ist nicht von heute auf morgen zu verändern. Aber Sie als Designer/in können sich verändern – indem Sie eine andere Perspektive einnehmen, indem Sie die eigentlichen Ursachen Ihrer Ängste und Zweifel hinterfragen und indem Sie lernen, offen darüber zu sprechen. Aus meiner Arbeit als Coach weiß ich, dass es besonders wichtig ist, die irrationalen Ängste von den konkreten zu trennen. Haben meine Angstgefühle etwas der konkreten Situation zu tun, oder ist diese nur der Auslöser?
Fast regelmäßig wird in den Coaching-Gesprächen klar, dass existenzielle Ängste oft ein Warnhinweis für nicht ausgeführtes unternehmerisches Handeln ist: Bin ich optimal aufgestellt für meine berufliche / unternehmerische Entwicklung? Tue ich das, was ich kann und tue ich es gut (genug)? Wo liegen meine eigentlichen Stärken? Wie kann ich an meinen Schwächen arbeiten? Kommuniziere ich richtig und mit den richtigen Leuten? Was bremst mich, und von wem oder was lasse ich mich bremsen? Bin ich den Sozialen Netzwerken optimal vertreten? Ist meine Website up to date? Mache ich rechtlich alles richtig? Sind meine finanziellen Ressourcen gesichert? Bin ich mit dem Finanzamt im Reinen? Die Fragen ließen sich nahezu unendlich fortsetzen. Um sie aufzulösen, sie für sich selbst befriedigend zu beantworten, müssen Sie sich damit auseinandersetzen – das ist der Schlüssel für die (Auf)Lösung Ihrer Ängste.
Als langjähriger Coach von Designern weiß ich, welche Entwicklungen möglich sind, wenn Sie dabei konsequent und stets offen bleiben – für sich selbst und für andere: Sie werden als Designer/in wachsen – persönlich, beruflich, unternehmerisch!